Glück im Unglück hatte Thomas Geierspichler gestern beim Abschlusstag des internationalen Bahnmeetings in
Nottwill (Schweiz). Beim Einfahren für das 400er-Rennen wurde er frontal von einem entgegenkommenden Radfahrer gerammt. Und danach reichte es noch für ein A-Limit für die Paralympics.
„Meine Karriere läuft schon lange, aber so hektisch wie gestern war bisher noch keine Startvorbereitung auf ein Rennen“, sagte der zweifache Paralympicssieger Thomas Geierspichler. Gestern für 10:17 Uhr war der erste Bewerb, das Rennen über die 400m, angesetzt. „Ich brauche immer rund eine Stunde zum Einfahren. Da auf der Bahn kein Platz war, wollte ich am danebenliegenden Radweg noch einige Starts simulieren. Beim letzten sah ich, wie mir ein Mountainbiker mit Stöpseln in den Ohren entgegenkam. Er war nur auf die Musik konzentriert und schwenkte auf meine Spur. Ich begann zu schreien und wollte so auf mich aufmerksam machen. Doch es half nichts, er rammte mich frontal. Wenige Minuten, bevor ich in den Call Room mit der technischen Abnahme musste, lag ich neben dem Stadion am Boden. Er half mir in meinen Rennrollstuhl, der mit seinem Rad verstrickt war. Ich konnte nur behelfsmäßig testen, ob nichts vom Carbon und bei mir beschädigt war und rollte dann zum Start“, sagte Thomas, bei dem sich erst heute ein Zwicken im Schulter- und Nacken-Bereich bemerkbar machte.
Danach ging es zum 400er-Rennen: „Unter diesen Vorzeichen war es schwer, das taktische Konzept umzusetzen. Ich wollte bis kurz vor dem Ziel dabei bleiben und dann mit einem guten Sprint punkten. Aber den Start habe ich sehr gut erwischt und mit einer tollen Zeit von 1:03,77 Minuten wurde ich Dritter. Für mich war das eine richtige Genugtuung. Hinter dem überstarken US-Amerikaner Martin Raymond, der bei den Paralympics in Rio absoluter Goldmedaillen Favorit ist, und der den Rest der Welt um Sekunden abhängt, fuhr ich ein bisschen schneller als noch am Donnerstag am ersten Tag des Meetings. Das stimmt mich absolut zuversichtlich. Und was ich mir nie gedacht hätte, dass ich jetzt auch im 400er zu den Medaillenanwärtern für Rio zähle. Dort gibt es sicher so acht Leute, die Medaillen holen können“, sagt Thomas.
Seine Bilanz der Schweizer Renntage fällt trotz des Sturzes positiv aus: „Ich habe drei A-Llimits und für mich überraschend über die 100m auch ein B-Limit geholt. Besser hätte es nicht laufen können. Jetzt muss ich zuhause meinen Rennrollstuhl wegen des Unfalls durchchecken lassen – wie natürlich auch meine Wehwehchen. Die Rennserie hier in er Schweiz war ein wichtiger Einstieg in die Wettkampfsaison, die übernächste Woche schon mit den Europameisterschaften in Italien weitergehen.“
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