Beim Bahnmeeting in Paris Mitte Juni ergriff Thomas Geierspichler seine Chance für die Erbringung des High Performance Standards (HPS) für die Paralympics in Paris. Es war ein Sommermärchen, wie er das Paralympicslimit eindrucksvoll pulverisierte. Wieder einmal zeigte Geierspichler, dass das Timing und der Formaufbau, der Ende August seinen Höhepunkt finden sollte, perfekt von seiner Trainingsbetreuung geplant und auf die neue 400m angepasst und umgesetzt wurde. Doch jetzt wurde der zweifache Paralympicssieger auf den Boden der Realität geholt. Trotz Limit muss er zu Hause bleiben.
Der letzte Quotenplatz für Österreich für die Paralympics in Paris geht nicht an Thomas Geierspichler sondern an einen Kugelstoßer aus Niederösterreich. Die beiden Sportler erkämpften durch ihre Limits schlussendlich nur einen Quotenplatz für Österreich. „Es ist so bitter, dass ich trotz Erbringung des Limits nicht mitgenommen werde. Zuerst werden uns schier unerreichbare Qualizeiten vorgegeben, dann erreiche ich diese auch und werde trotzdem nicht mitgenommen. Bei uns wurden zwei unterschiedliche Sportarten zu einem Quotenplatz für Österreich zusammen reduziert, das finde ich nicht fair. Ich liege in der HPS Weltrangliste einen Platz weiter vorne als mein Kollege.“
Beide Sportler erbrachten den notwendigen HPS und ein Gremium entschied Ende der vergangenen Woche über den letzten Startplatz. „Da ist man vom Wohlwollen anderer abhängig. Generell ist dieses Qualifikationssystem, wo zum Schluss ein Gremium über eigentlich qualifizierte Sportler unterschiedlichster Sportarten entscheidet, keinesfalls förderlich, um Menschen mit Behinderung für den Sport und Paralympics zu begeistern. Was soll man jemanden sagen, wenn er das Limit erbracht hat und dann doch nicht mitfahren kann? Ich habe mich im letzten Jahr über die 400 Meter um über zwei Sekunden verbessert – was extrem viel ist – und muss jetzt als Neunter der Weltrangliste zusehen, wie die besten 16 Athleten der Welt in meinem Rennen um Medaillen kämpfen.“, sagt der Anifer, der das Qualisystem in der Para-Leichtathletik kritisiert: „Eigentlich sollte man sich wie in anderen Sportarten über die Weltrangliste qualifizieren können, weil diese ein Spiegelbild der Leistungen in einer Saison ist. Es ist auch im Tennis und bei vielen anderen Sportarten so, dass die besten Athleten am Start stehen und nicht jene, über die ein Gremium entscheiden musste.“
Geierspichler kämpft bis zu den nächsten Paralympics weiter
Diese Nichtteilnahme in Paris mindert für den zweifachen Paralympics Sieger aber keinesfalls seine DNA und die Leidenschaft für seinen Sport: „Ich habe ein super Team und Unterstützer an meiner Seite und zusammen haben wir bisher alle Herausforderungen erfolgreich gemeistert. Und die Reise nach Los Angeles 2028 kann beginnen!“
Coverfoto: © Marco Mantovani
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